LILIENTHAL HAUS (IN BEARBEITUNG) | MÜNCHEN
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Homeoffice und digitale Zusammenarbeit verändern das Büro: Kommunikations- und Kollaborationsflächen werden ausgebaut. Dafür entwickeln wir flexible Bürowelten mit hoher Aufenthaltsqualität und spannendem Storytelling.

BÜROHAUS AM ROHLMANNSHOF | ASCHEBERG

Unternehmen investieren wie nie zuvor in die Gestaltung ihrer Arbeitsplätze. Was vor rund zehn Jahren mit NewWork hier und da mit lockeren und oft bunten Konzepten begann, hat heute so richtig an Fahrt aufgenommen. Mittlerweile ist das Verständnis von NewWork, Innovationsmotivation und Activity-based Working sehr etabliert und ausdifferenziert. Vor allem große Corporate-Firmen haben den Wandel zu NewWork längst vollzogen. Dann kam 2020 die Covid-Pandemie und wirbelte alles noch einmal auf. Durch die notgedrungene Einführung von Homeoffice sind neue Arbeitsformen entstanden. Fast ein Viertel aller Beschäftigten in Deutschland nutzt heute gelegentlich Homeoffice, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden für das Jahr 2022 meldete – eine Verdoppelung im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit.

Viele Arbeitgeber*innen versuchen nun, ihre Mitarbeitenden wieder ins Büro zurückzuholen. Denn trotz aller virtuellen Kommunikationsplattformen, die den internen sowie externen Austausch unterstützen, bleibt die Büroimmobilie für viele Unternehmen nach wie vor ein wichtiger Ankerpunkt, um den Wissenstransfer zu fördern, das Wir-Gefühl zu stärken und den informellen Austausch zu ermöglichen. Die Unternehmen reagieren darauf mit Work-Life-Balance, interessanten Zusatzangeboten und vor allem mit attraktiv gestalteten Arbeitsplätzen. Was heute zählt, ist das soziale Miteinander, die Begegnung. Das geschieht informell und findet nicht in Zoom-Calls statt. Innovation, Kreativität und Teamgeist entstehen aus der gelebten Gemeinschaft.

EUROPAHAFENKOPF | BREMEN
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Kommunikation und Kollaboration

Für uns bei Olufemi Moser Architekten ist das Büro mit unseren Mitarbeitenden keine Alternative zum Homeoffice. Zuhause haben wir ein Familienleben, das uns von der Arbeit ablenkt, im Büro nicht. Für Kreative ist das Zusammentreffen generell sehr wichtig. Arbeit, das zeigen die Statistiken, ist im direkten Kontakt am kreativsten. In unserem Büro gehen wir mittags manchmal gemeinsam in der Isar schwimmen. Eine Kollegin bietet einmal in der Woche Yoga in unseren Räumen an. Das sind softe Teambuilding-Maßnahmen.

Natürlich hat das Homeoffice auch seine Vorteile, das wollen wir gar nicht verschweigen: die freie Arbeitszeiteinteilung oder der Weg, den man sich spart. Aber es kommt auf die gute Balance an. Dafür ist es entscheidend, das Büro so attraktiv wie möglich zu gestalten. Der statische und eher funktionale Arbeitsplatz wird abgelöst durch dynamische, flexible und vor allem emotionale Bürowelten. Ein inspirierender Arbeitsplatz steigert die Attraktivität eines Unternehmens für Mitarbeitende wie Kund*innen und vermittelt authentisch die eigenen Werte.

Um dies zu erreichen, liegt der Fokus in unserer Arbeit für unsere Auftraggeber*innen vor allem auf neuen Kommunikations- und Kollaborationsbereichen, die den Platz einnehmen, der durch die vielen Einzelarbeitsplätze zugunsten von Desksharing wegfällt. Räume für virtuelle Meetings gehören genauso dazu wie die Loungeecke oder, wenn es etwas größer sein darf, der Market Place als zentraler Ort im Büro für den informellen Austausch. Zusätzlich sind im Open Space die Plätze für ungestörtes Arbeiten wichtig. Letztlich müssen alle Mittel zur Verfügung gestellt werden – vom Whiteboard bis zur Cloud –, die man zum Arbeiten braucht. Das verstehen wir unter Arbeitsplatzergonomie.

Gerade der ungezwungene Plausch fördert Kreativität und Teamgeist. Die einst lieblos gestaltete und vernachlässigte Teeküche übernimmt hier eine wichtige Funktion, in der man sich zwanglos treffen, unterhalten und auch arbeiten kann. Sie kann offen und zeitgenössisch gestaltet werden, sodass man sich dort wie in einer angesagten Cafébar fühlen kann.

LILIENTHAL HAUS (IN BEARBEITUNG) | MÜNCHEN
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Leerstand transformieren

Im Rampenlicht stehen die zahlreichen Büroneubauten im Premiumsegment, die derzeit entstehen. Dadurch steigt der Leerstand an weniger attraktiven Flächen und in peripheren Lagen. Statt aber immer nur neu zu bauen, macht es Sinn, sich auf die Transformation des Bestandes zu konzentrieren. Bei Büros in der Innenstadt ist natürlich auch das Umfeld mit Restaurants attraktiv – und damit kann man auch eine gewisse Miete erzielen. Liegt das Büro eher am Stadtrand oder im Gewerbegebiet, sollte man Zusatzangebote schaffen, wie etwa eine Gastronomie, einen Fitnessraum oder einen Pool. Es gilt, die Verbindung von Arbeit mit Lifestyle und Freizeit herzustellen. Das sind zum Teil radikale Maßnahmen, die aber eine große Hilfe sind, um diese alten Büroflächen wieder attraktiv zu machen.

An einem solchen Projekt arbeiten wir derzeit: an der Revitalisierung von drei Bürogebäuden aus den Nuller-Jahren in der Lilienthalallee in München-Schwabing mit je 15.000 Quadratmetern Fläche, die ursprünglich von BMW genutzt wurden. Ein Gebäude wird von einer Bank genutzt, die aber ihre Flächen durch Homeoffice-Option für die Mitarbeitenden reduzieren. Von fünf Geschossen belegen sie künftig nur noch drei. Das ist eine Flächenreduktion von bis zu 30 Prozent, eine Größenordnung, die typisch im Post-Corona-Office ist. Die verbleibenden Geschosse sollen als kleine Mieteinheiten an andere Firmen vermietet werden. Für die beiden anderen Gebäude werden jeweils Unternehmen gesucht, die die Gebäude komplett mieten. Die Herausforderung besteht darin, eine gemeinsame Identität für alle drei Gebäude zu finden – vor allem in den öffentlichen Bereichen. Und dafür sind wir als Architekt*innen die Expert*innen, die das gestalterisch, funktional und ästhetisch umsetzen können.

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Storytelling in München-Schwabing

Aufenthaltsqualität und Zugehörigkeit sind für unsere Office-Gestaltung essenzielle Parameter. Gerade durch die Clean Desk Policy und Desksharing sind diese Aspekte sehr wichtig geworden. Man kommt an einen Ort, der zunächst anonym wirkt. Wenn man die Lichtstimmung, die Materialität nicht nur funktional, sondern auch atmosphärisch sorgfältig gestaltet, können Mitarbeitende das Büro besser annehmen. Insgesamt sollten die Räume auch nicht so klar definiert sein, um die Mitarbeitenden zu einem spielerischen Umgang mit ihnen anzuregen. Wir setzen für das Design auch auf Storytelling: Für unser Revitalisierungs-Projekt in München-Schwabing haben wir den Ingenieur Otto Lilienthal gewählt, nach dem die Allee benannt ist, an dem die Gebäude liegen. Das passt gut zum Start-up-Geist dieses Projektes, denn Lilienthal war ein Erfinder, der erste Pionier der Fliegerei. Wie hat seine Vogelperspektive, sein Bewegen durch die Luft den Blick auf die Welt und Gesellschaft verändert? Diese Vorstellung einer anderen Sichtweise auf die Dinge versuchen wir zu im Entwurf umzusetzen. In seinen Schriften beschäftigt

sich Lilienthal auch mit Nachhaltigkeit. Wir werden etwa neu entwickelte Akustik-Absorber aus Hopfenresten verwenden, die Studierende entwickelt haben. Diese Biomasse stammt aus der Umgebung und würde sonst weggeworfen. Natürlich haben die Absorber keine hohe Zertifizierung, aber sie sind nachhaltig und erzählen eine Geschichte. Das ist interessant für die Vermieter und die Nutzer*innen.

Selbstverständlich beschäftigen wir uns stark mit der vorhandenen Architektur: Wie gehen wir mit dieser Substanz um? Wie nutzen wir die bestehende Struktur, die vorhandenen Trennwandsysteme? Insgesamt müssen die Proportionen so verändert werden, dass der Raum anders erfahrbar wird: So wollen wir die Räume öffnen, sodass sie beispielsweise über zwei Geschosse gehen. Wir denken auch über Orte der Kommunikation und der Gemeinschaft in Richtung gastronomische Angebote nach, aber auch an eine Rooftop-Lounge auf dem wellenförmigen Dach des Gebäudes. Von dort oben hat man eine fantastische Aussicht auf die Alpen. Das Haus gewinnt aus diesem Storytelling, daraus entsteht eine gewisse Identität, die im Idealfall Mitarbeitende und Gäste aktiviert.

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LILIENTHAL HAUS (IN BEARBEITUNG) | MÜNCHEN
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Ganzheitliche Nachhaltigkeit

Das Thema Nachhaltigkeit im Office ist heute zentral. Dabei geht es um Materialien, aber vor allem um einen ganzheitlichen, systemischen Ansatz. Wir arbeiten mit wiederverwendbaren oder recycelten Materialien. Unser Ziel ist es, möglichst wenig Verbundstoffe zu verwenden; einfach aufgebaute Werkstoffe einzusetzen, gehört auch dazu. Wir schätzen das reine Material – eine Betonwand kann so bleiben wie sie ist. Bei Revitalisierungen schauen wir, was man von dem Vorhandenen noch verwenden kann. In dem genannten Revitalisierungs-Beispiel fanden wir einen Kugelgarnteppich vor, den man noch zehn Jahre nutzen kann. Insgesamt ist die Idee des Materialpassports für Gebäude sinnvoll, sodass nächste Generationen die Häuser besser aufarbeiten können.

Die energetische Konzeption von Gebäuden spielt eine ebenso bedeutende Rolle. Zum Beispiel beim Thema Klimatisierung: Bei einem Neubau kann man eine Kühlung anders erzeugen als über eine Klimaanlage, etwa über intelligente Gebäudestrukturen, sodass über mehrgeschossige Galerien und Foren der Kamineffekt genutzt wird. Oder das Thema Licht: Ist es sinnvoll, jeden einzelnen Platz zu beleuchten? Vielleicht nicht. Flexibilität und Umnutzung von vorneherein mitzudenken, ist ein weiterer Aspekt von Nachhaltigkeit. So bauen wir so oft es möglich ist, keine klassischen Trockenbauwände ein, sondern Systemwände. Wir arbeiten an Raumproportionen, die vieles zulassen. Insgesamt ist das aber ein komplexer Prozess, der um so schwerer ist, weil Kooperationspartner*innen oftmals gewohnt sind, auf bekannte Standards zurückzugreifen.

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Erlebnis und Lifestyle

Arbeitsplätze werden immer mehr zu Erlebniswelten. Das kann durch die Integration von Pflanzen in Büros geschehen – aber anders als früher. „Biophilic Design“ sollte ganzheitlich gedacht werden: Wer kümmert sich um die Pflanzen? Wie werden sie in das Design integriert? Wir arbeiten etwa mit einem Grid-Trennwandsystem, in das man Pflanzen einhängen kann. Man kann auch das Pflegen und die Bewässerung innerhalb der Belegschaft organisieren, zum Beispiel durch ein Adoptiv-System, bei dem sich Mitarbeitende um die Pflanzen kümmern. Das fördert wiederum das Zusammengehörigkeitsgefühl. Immer wichtiger wird auch das Arbeiten im Freien. Bei der Revitalisierung in München-Schwabing haben wir die Dachflächen reaktiviert und extensiv begrünt.

Dort kann man sich im Grünen treffen, Nischen bieten Raum für individuelles Arbeiten.
Mit der neuen Entwicklung der Arbeitswelten geht auch ein Strukturwandel in den urbanen Zentren einher. So genannte Third Places wie Cafés oder Hotellobbys gewinnen in der Gunst der mobilen Nomaden an Ansehen. In angesagten Hotels sieht man in der Lobby immer Menschen, die an ihrem Laptop arbeiten. Hier ist Kommunikation, der Ort ist attraktiv gestaltet und man bekommt einen guten Kaffee. Chris Bangle, der ehemalige Chefdesigner von BMW, hat bereits vor Jahren eine Studie vorgestellt: Ein Auto, in dem man auch arbeiten kann. Man fährt einfach dorthin, wo es einem gefällt und arbeitet dort. Solche Konzepte inspirieren uns, Arbeit neu und anders zu denken.

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