Krematorium Ostfriedhof | München

Realisierungswettbewerb
Bruttogeschossfläche
Baukosten
München
2014

Der Ort und das Ensemble
Die bestehende Aussegnungshalle von Hans Grässel ist das dominierende Gebäude am Ort. Der Bau besticht durch seine klar definierte Baukörperanordnung. Diese Wirkung entsteht vor allem aus der Gliederung des Gesamtbaukörpers, das aus einzelnen Volumeneinheiten aufgebaut ist.
Eine vor allem horizontale Feingliederung , z.B. durch Architrave, ergänzt die Wirkung und bindet die einzelnen Baukörper wieder zu einen Einheit zusammen. Hierdurch entsteht ein Ensemble, das als freistehende Einheit gedacht ist und zum Umschreiten einlädt.
Der Erweiterungsbau von Theo Steinhauser aus dem Jahr 1979 wurde an die Aussegnungshalle angebaut. Dieser Anbau wird zurückgebaut, so dass die Aussegnungshalle wieder als frei stehendes Gebäude war genommen werden kann. Der Kremationsbereich wird zum Cafe umgebaut. Denkbar wäre aber auch ein, der Öffentlichkeit immer offen stehender, Andachtsraum mit vorgelagertem Meditationsgarten.
Der neue Erweiterungsbau folgt dem ursprünglichen Gedanken Hans Grässels, ein freistehendes, allansichtiges Gesamtkunstwerk zu schaffen.
Auf der Südseite entsteht, der durch einen Hof vom Denkmal abgerückte, neue, oberirdisch sichtbare Baukörper. Er bildet mit seinem großzügigen, zur St. Martin-Straße orientierten Foyer, einen neuen Zugang zum Krematorium.
Im Foyer, das sich zum Außenraum öffnet, befindet sich die Information und ein Wartebereich. Im ersten OG ist die Kundenberatung untergebracht. Von hier kann man die Grünanlagen des Friedhofs einsehen. Durch die Lage im Obergeschoss wird ein Rückzugsraum geschaffen, der mit seinem Ausblick auf die Grünanlagen des Friedhofs eine gute Gesprächsatmosphäre ermöglicht. Gleichzeitig wird durch den zweigeschossigen Baukörper an dieser Stelle, der neu geschaffene Zugang betont. Über das Foyer erreicht man die Trauerräume und die Aufbahrungsräume.
Das Foyer vermittelt zwischen der Höhenlage der Geländeoberfläche und dem ca. 1.60 höheren Bodenniveau des Erdgeschosses, das sich auf einer Ebene mit der Aussegnungshalle befindet. Hierdurch wird ein barrierefreier Zugang zum Trauer- und Andachtsbereich geschaffen, der leicht erhaben zum Umfeld, einen angenehmen
Rückzugsraum bildet.
Im Umfeld der Anlage von Hans Grässel entstehen somit vielfältige Räume, die zum Treffen und Verweilen einladen. Mehrere Trauergruppen können so gleichzeitig vor Ort sein, ohne sich gegenseitig zu stören.

 

Der Kremationsbereich
Die Zufahrt zum Kremationsbereich befindet sich südlich des neuen Zugangsbereichs und wird über die St. Martin-Straße erschlossen. Von hier gelangt man zum unterirdischen Anlieferungsbereich und zum Werkhof.
Der gesamte Arbeitsbereich befindet sich auf einer Ebene im UG1. Hierdurch werden die Arbeitsabläufe optimiert.
Von der südlich gelegenen Anlieferung gelangt man in den Zentralen Verteiler- und Kühlbereich. Von hier werden die Särge zu den folgenden Stationen gebracht. Zwei Aufzüge ermöglichen den Zugang zu den Trauerräumen und Aufbahrungsräumen im EG.
Nördlich dieser Zone, hinter der Aussegnungshalle, befindet sich der gesamte Kremations- und Technikbereich.
Über dieser Anlage befindet sich der Werkhof. Ein leistungsfähiger Aufzug ermöglicht vom Werkhof aus, die Verund Entsorgung des gesamten Arbeitsbereichs. Der Raum für das Rückkühlwerk befinden sich unter der Bodenplatte des Werkhofs, ist aber zum Bahndamm hin geöffnet, so dass hier großflächig ein Luftaustausch möglich ist. Neben dem neu geschaffenen Lagerbereich im UG 2 wird auch das alte Lage mit Werkhof erhalten, so dass während der Bauphase der Arbeitsbereich des jetzigen Krematoriums nicht stark beeinträchtigt wird.
Der Zugang zum Raum für Besucher, die einer Verbrennung beiwohnen möchten, erfolgt entweder über die Aussegnungshalle oder über einen direkten Zugang von außen. In beiden Fällen gelangt man in den Wartebereich im Altbau über eine großzügige Treppe in das Untergeschoss. Über den Tiefhof und den angegliederten Vorraum
gelangen die Besucher direkt zum Beobachtungsraum. Durch die Lage am Tiefhof wird eine intime Atmosphäre geschaffen, die frei von jeglicher Störung durch andere Besucher ist. Gleichzeitig wird ein Ort mit einer besonderen Wirkung geschaffen. Der Einfahrtsbereich zur Verbrennung wird zusätzlich durch ein nach Süden orientiertes Oberlichtband belichtet.
Die Freistellung der alten Aussegnungshalle, der neue Zugang über das zur St. Martin-Str. orientierte Trauerhaus und der im UG1 auf eine Ebene befindliche Kremationsbereich, tragen zu den vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten der umliegenden Außenräume wesentlich bei. Das ursprünglich sehr große, für das EG geplante Programm hätte diese Vielfalt nicht ermöglicht. Weiterhin konnten durch das Schaffen einer Arbeitsebene im UG1 die Arbeits- und
Ablaufprozesse optimiert werden.