Wien Museum Wettbewerb | Wien

2015

Die in der Auslobung ausführlich dargestellte Geschichte des Platzes hat gezeigt, dass der oftmals fast ängstliche Umgang mit der Karlskirche und ihrer angrenzenden Bebauung aus unserer Sicht völlig unnötig ist. Die Karlskirche ist in ihrer stadträumlichen Wirkung ausreichend dominant, um jedweder Veränderung des Umfeldes standzuhalten. Den Wunsch nach einem harmonisierten Gesamtensemble teilen wir nicht. Der Karlsplatz, mit der ihn dominierenden Karlskirche, lebt gerade von der heterogenen Struktur, die seine Geschichte kennzeichnet. Er verweigert sich einer eindeutigen Interpretation, gerade, weil er ein lebendiger, moderner Organismus ist, der durch sein komplexes Beziehungsgefüge geprägt ist.
Für die weitere Gestaltung schlagen wir eine langfristig angelegte Strategie vor, die, wie in einem Biotop, einzelnen, bereits vorhandenen Anteilen mehr Raum gibt. Zum einen ist es wünschenswert den Grünanteil weiter auszubauen und den Parkcharakter zu stärken und zum anderen eindeutige Platzräume zu definieren, die den unterschiedlichsten Aktivitäten im Umfeld Rechnung tragen.

 

Der Haerdtl-Bau als Solitär: Das gesamte Umfeld ist stadträumlich geprägt durch ein Hinzufügen und Entfernen von einzelnen Elementen. Jede Zeit hat eigene, ablesbare Spuren hinterlassen. Dieser Ansatz wird für uns zum Konzept. Der wieder solitär gestellte Haerdtl-Bau soll durch die aktuelle Planung eine nachhaltige Präsens im Stadtraum erhalten. Die fast unterwürfige Haltung des Haerdtl- und Winterthur-Hauses, gegenüber der Karlskirche, trägt in diesem Zusammenhang zu der undefinierten Situation des Stadtraums am östlichen Rand des Karlsplatzes wesentlich bei. Die Idee der Karlskirche, in einem klassisch architektonischen Sinn, einen Rahmen zu geben, ist gescheitert!
Das zukünftigen Wien Museum sollte nicht nur inhaltlich eine Signalfunktion für den Ort übernehmen, sondern dies auch durch seine Gestaltung ausdrücken. Die Struktur des Bestandes wird herausgearbeitet und in seiner Wirkung gestärkt und das Neue wird mit einer ihm eigenen Formen und Materialsprache hinzugefügt. Das Stadtliniengefüge wird beibehalten. Mit der zwei Geschosse umfassenden Aufstockung des Haerdtl-Baus erhält der Solitär eine angemessene Höhe um den Platzraum zu bespielen.

Ort der Interaktion: Desweiteren wird mit der Museumsnutzung in den Obergeschossen, dem dort angeordneten „Wienraum“ und umlaufenden Dachterrassen die nach außen wirksame Öffentlichkeit des Museum erweitert. Museum und Platzraum bilden eine neue interaktive Einheit.
Wir suchen somit eine Architektursprache die über die äußere Erscheinung, die offene zum Gespräch und Treffen einladende Struktur des Gebäudes vermittelt und durch die Wahl und Verwendung des Materials den innovativen Geist des Orts ausdrückt.
Der Besucher wird durch das zum Platz orientierte Cafe´ zum verweilen eingeladen. Von der, um einige Stufen erhöhten Terrasse, kann der Platzraum gut überblickt werden. Die Besucher betreten von hier oder über den weiterhin bestehenden Haupteingang des Bestandsbaus das zentrale Foyer des Gebäudes. Das Cafe´ und der dort angeordnete Shop sind auch außerhalb der Öffnungszeiten des Museum auf diesem Weg direkt erreichbar.

Der zentrale Raum: Über den zentralen Hof wird die vertikale Erschließung des Gebäudes organisiert. Von jedem Raum des Museums aus kann der Besucher in die Mitte des Hauses treten, um von hier wiederum in weitere Räume zu gelangen. Die Ausstellungsbereiche sind über die Geschosse so organisiert, dass sich auf jeder Ebene Ausstellungen befinden, die sich vor allem zum Karlsplatz orientieren. In den Obergeschossen öffnen sich die umlaufenden Erschließungsbereiche komplett zur Stadt, so dass der Wechsel zwischen Ausstellung und erlebtem Stadtraum fließend wird. Die Stadt wird somit zum aktiven Teil der Gegenwart des Museumsbesuchs.

Vernetzung und Treffpunkt: Neben den bereits beschriebenen Treffpunkten, gibt es im Obergeschoss, jeweils an die Erschließungsflächen angegliedert Rückzugszonen mit Ausblicken in den Stadtraum. Diese an die Erschließung angegliederten Bereiche betonen gleichzeitig den Begegnungscharakter dieser Orte.