TOPOGRAPHIE
DES TERRORS
BERLIN

Das Gelände ist von jeder Seite betretbar. In seiner Erscheinung, ein Ort, mitten in der Stadt Berlin, der durch die Bruchstücke seiner Geschichte geprägt ist. Nichts Besonderes im ersten Augenblick. Eine Brache derer sich die Natur nach und nach wieder bemächtigt hat. Versatzstücke verschiedener Zeiten, fast wahllos erscheint diese Ansammlung dieser Spolien unserer jüngeren Vergangenheit. Die Reste der Berliner-Mauer verweisen am deutlichsten auf einen Teil der Geschichte des Orts. Sinnbild einer Teilung der Welt in zwei gesellschaftlich völlig unterschiedliche Systeme. Eine direkte Folge des zweiten Weltkriegs und der Terrorspur die ausgehend von Deutschland ,und eben auch von diesem Ort im Besonderen, Europa und die ganze Welt durchzogen hat. Nach und nach erschließen sich einem die Zusammenhänge.
Erst auf den zweiten Blick erkennt man den Unterschied zu anderen ähnlich anmutenden Straßenzügen dieser Stadt. Unter dem dünnen Kleid der wildgewachsenen Vegetation entdeckt man das Bemühen diesem Ort einen Teil seiner Geschichte abzuringen. Gegen die ständig wirkende und nie nachlassende Kraft der Natur und der Zeit, diesen Raum für sich wieder einzunehmen und zu überformen. Hier wird in direkter Analogie die Energie deutlich, die von uns gefordert ist, uns unsere Geschichte aus dem Dickicht vergangenen Zeiten immer wieder neu zu erarbeiten.
Die übrigen Bruchstücke sind nicht so deutlich lesbar wie die Mauerreste der Berliner-Mauer. Die Kunstgewerbeschule und ihre ehemalige Erscheinung stehen in keinem Bezug zu dem nationalsozialistischen System und seiner von dort aus geplanten Verbrechen. Erst durch Ergänzung und Information wird dieser geistige Raum heraufbeschworen. Die Stellung des neuen Dokumentationszentrums ist deswegen bewusst von den Rändern des Grundstücks weggerückt. Jeder Zugang lässt zunächst die geschichtlichen Versatzstücke für sich sprechen. Orte, deren Bedeutung sich nicht unmittelbar erschließt. Fragen entstehen! Erst durch die Ergänzung der Bruchstücke wird ein geistiger Raum heraufbeschworen der einem ermöglicht das Vorgefundene zu verstehen.
Zwischen dem Martin-Gropius-Bau und dem Ausstellungsgebäude befindet sich der Haupteingang. Diesen erreicht man sowohl über die Stresemannstraße, als auch über die Niederkirchnerstraße. Auf dem Weg zum westlichen Eingang durchläuft man den Bereich des Küchenkellers und des Bodendenkmals. Von Norden her kommend kann das Gelände über den ehemaligen Gehweg der Prinz-Albrecht-Straße 8 betreten und später von einer beliebigen Seite betreten werden. Von Osten läuft man vorbei an den Fundamentresten des Prinz-Albrecht-Palais und den Resten des Luftschutzgrabens.
Das gesamte Gelände soll weiterhin durch den Prozess bestimmt werden, der es seit Jahrzehnten mit Energie auflädt. Nur die Bereiche die Geschütz werden müssen werden entsprechend den Vorgaben des Auslobers gesichert. Die übrigen Flächen sollen nicht mit Gehwegen ergänzt oder Gestaltet sein. Der scheinbar unbekümmerte Eindruck einer Brache mitten in der Stadt, steht in stärkstem Kontrast zu der minutiös geplanten Ermordung von Menschen die von diesem Ort ausging. Hier entsteht ein Spannungsfeld das aufmerksam macht und Antworten sucht. Hierüber wird zugleich ein Bezug zu der Situation seit dem Frühjahr 1933 geschaffen, als Hermann Göring den Sitz der Geheimen Staatspolizei heir einrichtete. Hinter der harmlosen Fassade einer Kunstgewerbeschule werden von nun an die von hier ausgehenden Terrorspuren durch Europa geplant und organisiert. Die Vegetation wird immer wieder einen Schleier des Vergehens und Vergessens über das Gelände ziehen. Wird sind also ständig aufgefordert uns diesen Raum und seine Geschichte ständig zu erarbeiten und zu erhalten. In diesem Prozess, in dieser offenen Wunde, liegt das Sinnbild dieses Orts. Die Einfriedung soll nach Möglichkeit nicht unmittelbar an der Grundstücksgrenze liegen und muss so ausgebildet werden, dass das Gelände von jeder Seite in seiner Wirkung erhalten bleibt.
Der Neubau versteht sich als Teil dieses Gefüges und versucht zwischen dem Martin-Gropius-Bau und den Überdachungen für die Bodendenkmäler zu vermitteln. Ein neuer Baustein in diesem Gefüge, der sich Konzentriert, der möglichst wenig Fläche des Geländes für sich in Anspruch nimmt. Dies jedoch mit einer eigenständigen Gestalt, die zwischen der Bedeutung der Aufgabe dieses Gebäudes und einer Zurückhaltung dem Ort Gegenüber zu vermitteln sucht. Ein weiter Baustein der zum Verständnis dieses Ortes beitragen soll.
In seiner Grundfigur und Volumetrie sucht das Gebäude die Nähe zum Martin-Gropius-Bau. Er gliedert sich in vier Volumen die durch ihre Stellung und Beziehung zueinander ein Ganzes ergeben. Vier Bruchstück und ein fehlendes Element ergänzen das Gelände der Topographie des Terrors.
Aus jedem dieser Baukörper heraus, ergeben sich neue Blickwinkel auf das bereits gesehene. Der Besucher erhält ständig neue Ein- und Ausblicke auf das Gelände. Die Ausstellung und das Gelände stehen in einem ständigen Austausch.
Im folgenden ist mit Raum das komplexe Gleichgewicht einer Gedanklichen Welt gemeint, die nur als Gesamtheit aller Eindrücke verstanden werden kann. Ein Gedankengebäude entsteht, das durch die physisch räumliche Erfahrung unterstrichen wird. Jeder Raum konzentriert neue Gedanken und verändert die Sichtweise.
Das Gebäude ist im Erdgeschoss von jeder Seite zugänglich und einsehbar. Die Stützen definieren die Grenzen des Baukörpers lassen aber auch den Außenraum an jeder Seite in das Gebäude einfließen. Die Räume erhalten eine Definition ohne sich nach innen zu konzentrieren. Mensch und Raum, Ausstellung und Gelände stehen in einem sich ständig verändernden Verhältnis. Im Inneren entsteht ein Gesamtraum. Hier definieren.