WOHNEN
AM ISERRING
WALDKRAIBURG
Waldkraiburg ist eine Gemeinde mit circa 24.000 Einwohnern in Südostoberbayern. Städtebaulich ist sie typisch für die Nachkriegszeit – die Stadt entstand erst nach dem Zweiten Weltkrieg und stellt sich dementsprechend als diffus dar, mit vielen Siedlungsbebauungen, kaum einmal findet man eindeutig gefasste Stadträume. Die Stadt schrieb einen Wettbewerb aus, zwei Zeilen einer Siedlung aus den 1950er Jahren in unmittelbarer Nähe zur Stadtmitte durch eine Neubebauung zu ersetzen. Die nach dem damaligen Licht-Luft-Sonne-Prinzip konzipierten Baukörper in Ost-West-Richtung genügten den heutigen Anforderungen nicht mehr. Insbesondere das mit den Jahren gestiegene Verkehrsaufkommen an der Egerländer Straße im Südwesten der beiden Zeilen brachte eine enorme Lärmbelastung mit sich und machte Schutz-Maßnahmen erforderlich. Wir wollten eine Lösung finden, die das heterogene Umfeld durch einen Stadtbaustein ergänzt, ohne sich dabei zu sehr aufzudrängen.
Der Entwurf vereint die unterschiedlichen Anforderungen zu einer städtebaulich harmonischen, architektonisch anspruchsvollen, wirtschaftlichen und nachhaltigen Bebauung von hohem Wohnwert. Vorgeschlagen wurde eine Bebauung, welche die Qualitäten des Bestandes wie gute Belichtung und Besonnung sowie großzügige, grüne Freiräume aufgreift und gleichzeitig die Bedürfnisse nach Schallschutz und verbesserten Standards erfüllt. Dabei werden die Ausrichtung und Lage der Bestandsgebäude übernommen, ebenso die Kubatur in Gebäudetiefe und Höhenentwicklung. Die Baukörper der Zeile werden jedoch nach Süden zur Straße hin in eine u-förmige Gesamtform transformiert, die den Freiraum zu einem von der Lärmbelastung geschützten, großzügigen Hof schließt. Dieser neu gewonnene, ruhige, grüne Hofraum von einheitlich architektonischer Gestaltung bildet das Herz der Anlage, von der die neuen Wohnungen ringförmig erschlossenen werden.
Die einzelnen Baukörper sind gegeneinander leicht versetzt, hier entstehen Durchgänge, die Zugänglichkeit und Durchquerung ermöglichen. Das abgestaffelte 3. Obergeschoss entspricht der Höhenentwicklung der angrenzenden Wohnbebauung, ersetzt deren Satteldächer aber mit einer zweiten Ebene mit Terrassenbereichen, wodurch die Belichtungs- und Abstandsflächensituation verbessert wird. Im Innenhof entsteht durch die bauliche Aufweitung und die Gruppe der großgewachsenen Bestandsbäume eine atmosphärische Verdichtung und Zentrierung. In Lage und Form der Baukörper wird auf den wertvollen Baubestand Rücksicht genommen. So kann in den Freibereichen der ortsprägende parkähnliche Charakter erhalten bleiben. Leider konnte sich unser Entwurf beim Wettbewerb nicht durchsetzen.